Awareness

Auf dieser Seite könnt ihr unser gesamtes Awareness Konzept nachlesen.

Unseren Code of Conduct findet ihr im Menü unter Awareness zusätzlich nochmal aufgeführt.

1. Triggerwarnung

Dieses Konzept handelt vom Umgang und der Prävention intersektionaler/ interdependenter Diskriminierung, sexualisierter Gewalt und struktureller Gewalt. Wir schreiben nicht über explizite Vorfälle, dennoch könnten sich Menschen getriggert fühlen. Wenn Du beim Lesen merkst, dass es Dir nicht gut geht, mache eine Pause und nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Wenn Dir in diesem Konzept etwas auffällt, melde Dich bei uns, wir sind immer offen für Feedback und Kritik.

Wir möchten uns bei allen Menschen bedanken, die sich dafür stark machen Awareness auf öffentlichen Veranstaltungen sichtbar zu machen und sich aktiv in diesen Kontexten einbringen. Diese Ausarbeitung hat sich mit vielen öffentlichen Awareness-Konzepten im deutschsprachigen Raum auseinandergesetzt.

Unser Konzept ersetzt nicht die Auseinandersetzung mit dem Thema struktureller Gewaltverhältnisse und intersektionale/interdependente Diskriminierung. Wir möchten euch dazu ermutigen mit struktureller Diskriminierung und Privilegien auseinanderzusetzen, denn wir wünschen uns eine Gesellschaft mit mehr Sensibilität für die Bedürfnisse und Perspektiven anderer Menschen.

Das Awareness-Konzept spricht von Diskriminierungs- und Rassismusformen die wir einmal klar benennen und kurz erläutern wollen.

Rassismus
Rassismus ist eine Ideologie von Ungleichheit in der tatsächliche und konstruierte Unterschiede von Menschen bewertet werden. Rassismus bewirkt oder beabsichtigt, dass Menschen wegen ihrer äußeren Erscheinung, Nationalität oder Religion abgewertet werden. Diese historisch geprägte Abwertung entscheidet über den Zugang zu Ressourcen und über gesellschaftliche Teilhabe. Rassismus drückt sich dabei auf drei Ebenen aus: Struktureller, Institutioneller und Individueller Rassismus.

Anti-Slawischer Rassismus1
Bereits im 19. Jahrhundert war Antislawismus – auch Slaw*innenfeindlichkeit genannt – in Deutschland als eine Form des Rassismus weit verbreitet. Darunter ist die rassistische Diskriminierung und Verfolgung von Menschen (zugeschriebener) osteuropäischer Herkunft zu verstehen. „Slaw*innen“ wurden als minderwertig erachtet und es wurde ihnen die Fähigkeit zur Kultivierung von Land abgesprochen. Antislawismus spielte in der nationalsozialistischen Ideologie und Politik eine wichtige Rolle, insbesondere für die Rechtfertigung des Angriffskrieges gegen die Sowjetunion, die Annexion osteuropäischer Regionen für deutsche Siedlungsprojekte und die unmenschliche Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg.

Anti-Schwarzer Rassismus2
Anti-Schwarzer Rassismus, das heißt Rassismus gegen Schwarze Menschen, wird auch als Kolonialrassismus bezeichnet, weil dessen Wurzeln in der Kolonialzeit liegen. Dieser ist eine Erfindung, mit der die koloniale Besetzung des afrikanischen Kontinentes die Genozide, die Versklavung, die Vergewaltigungen, die Ausbeutung und Unterdrückung der Menschen, die in den kolonisierten Gebieten lebten, gerechtfertigte hat. Diese rassistischen Selbst- und Fremdbilder, die sich im Zuge der Kolonialvergangenheit heraus bildeten, existieren bis heute weiter. Sie tragen zum Fortbestehen des Rassismus bei. Unter anderem in kolonial geprägten Bildern und Sprachhandlungen werden Schwarze Menschen bis heute zu vermeintlich „Anderen“ gemacht. Anhand dieser Fremdzuschreibungen wird gleichzeitig weiß-sein als angeblich natürlicher Normzustand hergestellt und die Verstetigung gesellschaftlicher ungleicher Verhältnisse abgesichert und legitimiert.

1 angelehnt an KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Uni Augsburg, Uni Hamburg: “Koloniales und rassistisches Denken und Handeln im Nationalsozialismus” (2019)
2 angelehnt an Amadeu Antonio Stiftung: “Anti-Schwarzer Rassismus – Was ist das?” (ohne Datum)

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Antisemitismus4
Die 2016 von der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) nicht rechtsverbindliche Arbeitsdefinition lautet: »Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden[_Jüdinnen], die sich als Hass gegenüber Juden[_ Jüdinnen] ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.« Antisemitismus beschreibt die konkrete Feindschaft gegen Juden_Jüdinnen, die verschiedene Formen und Artikulationen annehmen kann. Antisemitismus ist auch ein Welterklärungsmodell, in dem vereinfachte Erklärungen für komplexe Verhältnisse entworfen werden, indem beispielsweise Kapitalismus personifiziert und auf einige wenige dämonisierte Personen projiziert wird. Antisemitismus ist somit als eigenes Herrschaftsverhältnis zu verstehen, was Gesellschaften strukturiert und einer eigenen spezifischen Analyse bedarf. Die Bundesregierung hat außerdem folgende Erweiterung verabschiedet: »Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.«

Anti-Muslimischer Rassismus5
Anti-Muslimischer Rassismus ist als eine Form des Rassismus zu verstehen, die sich speziell gegen Muslim*innen, oder als solche wahrgenommene, richtet. Der Begriff beschreibt ein Dominanzverhältnis, das sich direkt gegen Individuen wie auch Gruppen und Einrichtungen wendet, die sich selbst als muslimisch sehen oder durch Fremdzuschreibung als muslimisch markiert werden. Anti-Muslimischer Rassismus dient dem Erhalt sowie der Ausweitung von Privilegien der weißen Dominanzgesellschaft und der Ausgrenzung von Muslim*innen.

Anti-Rom*nja und Sinti*zze Rassismus6
Rom*nja und Sinti*zze ist die Selbstbezeichnung einer mehrere hunderttausend Mitglieder umfassenden und stark ausdifferenzierten Bevölkerungsgruppe in Deutschland. Sie ist seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa beheimatet und in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt.

Anti-Asiatischer Rassismus7
Anti-Asiatischer Rassismus ist, wenn Menschen asiatischer Herkunft oder asiatisch gelesene Menschen wegen ihres Aussehens oder ihres Namens als „anders“ eingeteilt, häufig ausgeschlossen beziehungsweise einfach nicht mitgedacht und damit als weniger wert oder als Gefahr eingestuft werden. Die Art des Rassismus gibt es seit der deutschen Kolonialzeit. Ein Beispiel für anti-asiatischen Rassismus ist, dass oftmals alle asiatisch gelesenen Menschen als Chines*innen bezeichnet

4 Definition angelehnt an Judith Coffey; Vivien Laumann: “Gojnormativität” (2021); Gendern übernommen von Latkes*Berlin
5 angelehnt an Farid Hafez: “Antimuslimischer Rassismus: Eine Arbeitsdefinition” (2021)
6 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum)

7 angelehnt an Hami Nguyen im Gespräch mit wmm. (2021) und Christina Wolf: “Ich bin kein Virus! Anti-asiatischer Rassismus in Deutschland” (2021)

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werden. Zudem berichten als asiatisch wahrgenommene Menschen seit dem Beginn der Corona-Pandemie vermehrt von rassistischen Beleidigungen und von körperlichen Übergriffen im öffentlichen Raum.

Sexismus8
Sexismus bezeichnet verschiedene Formen der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts und sind Ausdruck des patriarchalen Systems. Zugleich steht der Begriff für die diesem Phänomen zugrunde liegende Ideologie, welche Geschlechterrollen festschreibt und hierarchisiert. Cis Männer profitieren von patriarchalen Strukturen, FLINTA+ (Frauen, Lesben, Intersex-Personen, Nicht-binäre-Personen, Trans-Personen und Agender-Personen) sind von Sexismus negativ diskriminiert, also abgewertet und marginalisiert. Die Erscheinungsformen von Sexismus sind kulturell und historisch bedingt.

Cissexismus 9
Cissexismus bezeichnet die Diskriminierung von trans Menschen. Dies äußert sich z.B. durch Ablehnung, Ausgrenzung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber trans Personen oder Menschen, die als trans wahrgenommen werden. Cissexismus soll im Unterschied zu Transfeindlichkeit außerdem die Gewaltförmigkeit und systemische Verankerung des Zweigeschlechter-Systems betonen und auch die Spezifika der Ablehnung von trans im Vergleich zu Sexismus deutlich machen. Cissexismus beinhaltet auch, dass Personen nicht bedenken, dass es trans Personen gibt.

Ableismus 10
Der Begriff Ableismus ist dem englischen Wort für »Fähigkeit« entlehnt und stammt aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung. Er bezeichnet die Bewertung von Menschen mit Be_Hinderungen anhand ihrer (zugeschriebenen) körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Damit verbunden ist eine Reduktion des Menschen allein auf seine Beeinträchtigung (welche auch nicht von allen be_hinderten Menschen als eine tatsächliche Behinderung wahrgenommen wird, da sich diese stark unterscheiden und bei jedem Menschen anders sind, zu eigenen Erfahrungen und eigenen Bedürfnissen im Umgang damit führen) . Die Bewertung kann negativ durch Abwertung erfolgen, oder vermeintlich positiv durch Aufwertung. Der Bewertung geht voraus, dass es so etwas wie eine Vorstellung eines körperlichen und geistigen Normalzustandes gibt, anhand dessen Be_Hinderung als Abweichung bewertet werden kann.

Wenn Menschen mit Be_Hinderungen aufgrund dieser Bewertung ungleich behandelt oder benachteiligt werden, ist das Diskriminierung.

8 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum) 9 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum)

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10 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum)

Um auch in der Sprache zu verdeutlichen, dass Personen nicht be_hindert sind, sondern durch äußere Umstände, Gebäude und Strukturen dazu gemacht werden, wird der Unterstrich verwendet.

Ageismus 11
Ageismus ist ein Begriff, der die negative Bewertung von Menschen aufgrund ihres höheren Lebensalters bezeichnet. Bei älteren Menschen führt insbesondere eine soziale und ökonomische Benachteiligung zu erschwerter Teilhabe am Arbeits- und gesellschaftlichen Leben.

Adultismus 12
Adultismus beschreibt die Diskriminierung von jüngeren Kindern oder Jugendlichen aufgrund eines bestehenden Machtungleichgewichts zwischen Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen. Adultismus nimmt dabei eine häufig gesellschaftlich akzeptierte Dominanz, beispielsweise fehlende Ernsthaftigkeit, gegenüber Kindern in den Blick, die als gegeben angesehen und kaum hinterfragt wird.

Lookismus 13
Lookismus ist die Diskriminierung aufgrund des Aussehens. Es ist die Annahme, dass das Aussehen ein Indikator für den Wert einer Person ist. Sie bezieht sich auf die gesellschaftliche Konstruktion einer Schönheits- oder Körpernorm und die Unterdrückung durch Stereotype und Verallgemeinerungen über Menschen, die diesen Normen entsprechen und über diejenigen, die ihnen, aus Sicht der urteilenden Person, nicht entsprechen.

Klassismus 14
Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder des sozialen und ökonomischen Status. Es geht bei Klassismus also nicht nur um die Frage, wie viel Geld eine Person zur Verfügung hat, sondern auch welchen Status sie hat und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen sie aufgewachsen ist. Klassismus richtet sich gegen Menschen aus der Armuts- oder Arbeiter*innenklasse, z.B. einkommensarme oder erwerbslose und wohnungslose Menschen, aber auch Arbeiter*innenkinder. Der Begriff wurde maßgeblich durch die Erfahrungen von Communities geprägt, die mehrfach diskriminiert werden.

11 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum) 12 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum) 13 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum)

14 angelehnt an Awareness Akademie (ohne Datum)

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2. Prozesshaftigkeit

Unsere Awareness-Arbeit ist Teil eines konstanten Lernprozesses, da stetig mehr und neues Wissen zusammenkommt. So ändert sich zum Beispiel die Sprache, die wir verwenden, da sie mit gesellschaftlichen Diskursen verknüpft ist. Das Konzept ist also nie vollständig abgeschlossen und kann sich ändern. Wir sind offen für Feedback und freuen uns, wenn ihr uns beispielsweise auf Formulierungen aufmerksam macht, die möglicherweise unpassend gewählt sind. Wir sind Teil des Lernprozesses und wollen das Awareness-Konzept bestmöglichst weiterentwickeln.

3. Bedeutung

Was verstehen wir unter Awareness? Awareness heißt für uns, aufmerksam zu sein für Situationen, in denen die Grenzen und das Sicherheitsgefühl eines Menschen überschritten werden. Im Rahmen der Festivalorganisation und -durchführung ist die Awareness-Arbeit Teil unseres Sicherheitskonzeptes.

Das heißt, dass die Awareness-Arbeit dazu beitragen soll, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen respektvoll aufeinandertreffen und sich sicher fühlen sollen. Hierfür soll auch das Bewusstsein geschaffen werden, um mit den individuellen Grenzen und Bedürfnissen aufmerksam und rücksichtsvoll umzugehen. Dazu gehört, insbesondere in dem Kontext des coracis als antirassistischem Festival, dass sich die teilnehmenden Menschen ihrer unterschiedlichen Positionen und Privilegien in der weißen heterodominierten Gesellschaft bewusst sind und anti-rassistisch handeln. Diskriminierendes und übergriffiges Verhalten wird nicht toleriert…

Die Grundpfeiler unserer Arbeit basieren auf der Ausarbeitung von Safe the Dance: 1. Konsens / Zustimmung

Individuelle Grenzen werden respektiert: ‘Nein’ heißt immer ‘nein’! Und noch wichtiger: Nur ‘ja’ heißt ‘ja’! Ein ‘ja’ kann jederzeit zurückgenommen werden. Beachte die Bedürfnisse deines Gegenübers, damit sich alle wohlfühlen.

2. Definitionsmacht

Wo ein Übergriff beginnt, bestimmt immer die betroffene Person und sie hat das Recht zu entscheiden, wie es nach dem Vorfall weitergeht.

3. Parteilichkeit

Die Wahrnehmung der betroffenen Person wird nicht in Frage gestellt – Solidarität steht an erster Stelle.

4. Für wen und warum leisten wir Awareness-Arbeit?

Im öffentlichen Raum können sich nicht alle immer sicher fühlen. Marginalisierte Communities, wie BI_PoC (Black, Indigenous, People of Color), FLINTA+ (Frauen, Lesben, Inter-, Nicht-Binäre-, Trans- und A-Gender-Personen) und LGBTQIA+ (lesbische, schwule, bisexuelel, transsexuelle/Transgender-, queere, intersexuelle und asexuelle) Personen erleben im Alltag Diskriminierung. Awareness-Strukturen sollen dem aktiv entgegen treten und rassistisches, sexistisches, queerfeindliches, transfeindliches und weiteres übergriffiges Verhalten benennen.

Mit unserer Awareness-Arbeit wollen wir einen Rahmen ermöglichen, um (vor allem/unter anderem) gewaltvollen Verhalten entgegen zu treten. Dieses kann von verschiedenen Ebenen ausgehen: von konkreten Personen (individuelle Gewalt) oder auch von Räumen oder Strukturen, sodass Menschen die Teilnahme oder der Zugang zu Ressourcen schwer gemacht wird (strukturelle Gewalt).

Awareness möchte auf diese Diskriminierung und Machtverhältnisse aufmerksam machen, (die strukturell in der Gesellschaft verankert sind). Wir versuchen Menschen zu unterstützen, die Grenzüberschreitungen, wie körperliche und oder psychische, sexualisierte Gewalt erlebt haben. Wir können die strukturellen Gewaltverhältnisse nicht auflösen. Mithilfe unseres Konzepts und unserer Arbeit vor Ort möchten wir jedoch versuchen, Übergriffen möglichst präventiv entgegen zu wirken. Übergriffe oder Diskriminierungen können jedoch nie ganz ausgeschlossen werden. In diesen Fällen sind wir für die Betroffenen solidarisch da und schreiten, wenn es gewünscht ist, (oder von uns als erforderlich betrachtet wird) ein.

Neben einer Sensibilisierung für Gewaltverhalten wollen wir auch die Ebene von (generellem/emotionalem) Unwohlsein berücksichtigen. Das heißt, wenn Menschen situativ überfordert sind oder etwas Schlechtes erlebt haben, kann das Awareness-Team immer angesprochen werden.

Wenn du übergriffiges Verhalten erfährst oder dich aufgrund diverser Gründe unwohl fühlst, kannst du dich an das Awareness-Team wenden. Wenn etwas vorfällt, wollen wir einen Raum schaffen, in dem die betroffenen Personen sich sicherer fühlen und ernst genommen werden. Uns anvertraute Geschehnisse und Gefühle werden vertraulich behandelt.

Personen, die Teil des Awareness-Teams sind, werden vor dem Festival gebrieft und mit unserem Awareness-Konzept sensibilisiert. Beim Festival sind Personen, die zum Awareness-Team gehören, an pinken T-Shirt mit weißem ‘A’ drauf erkennbar und stehen stets im Austausch mit weiteren Organisationsmitgliedern des Festivals.

Wichtig: Einen möglichst sicheren Raum soll es nicht erst auf der Veranstaltung vor Ort geben. Wir möchten vor der Veranstaltung sowie danach ansprechbar sein (coraci@asta-lueneburg.de).

5. Der Code of Conduct

Wir haben einen Code of Conduct aufgestellt, der definieren soll wie wir während des Festivals miteinander umgehen und kommunizieren wollen. Dieser wird auch auf dem Gelände ausgedruckt zu finden sein. Das ganze Konzept ist außerdem an der Awareness-Zentrale zu finden.

Wir wünschen uns, dass Du diese Richtlinien ernst nimmst.

Wir wollen mit Dir einen möglichst diskriminierungsfreien, nicht wertenden Raum schaffen. Uns ist ein sensibler und respektvoller Umgang wichtig damit sich alle auf der Veranstaltung wohlfühlen können. Achte auf deine Mitmenschen und melde dich bei dem Awareness-Team, wenn deine eigenen Kapazitäten zum beobachten und ggfs. einschreiten nicht ausreichen.

Jegliche Formen von Diskriminierung werden nicht geduldet.

Respektiere individuelle Grenzen und handel nach dem Konsens Prinzip: Nur ‘ja’ heißt ‘ja’! Und jedes ‘ja’ kann jederzeit zurückgenommen werden. ‘Nein’ heißt immer ‘nein’!

Das Ausüben oder Androhen von psychischer und physischer Gewalt wird nicht toleriert und trägt Konsequenzen.

Jeglicher Art an kulturelle Aneignung wie z.B. weiße Menschen mit Dreads, das Tragen eines Bindi durch Nicht-Hindu-Frauen wird nicht geduldet.

Schließe nicht von der äußeren Erscheinung auf die Geschlechtsidentität anderer Personen, frag nach deren Pronomen.

Oberteile bleiben an, oberkörperfreie Menschen sind nicht erwünscht.
Das Awareness-Team ist für Dich immer ansprechbar und will Dich unterstützen.

Sei ein Ally und solidarisiere dich mit diskriminierten Personen! Wenn du ein gewisses Fehlverhalten beobachtest, schreite entweder aktiv ein oder gib unserem Awareness-Team Bescheid.

Die Definitionsmacht liegt immer bei den Betroffenen.

Wir sind jederzeit offen für Feedback und Kritik und passen unser Konzept dynamisch an.

6. Konsequenzen

Wird während der Veranstaltung übergriffiges und oder diskriminierendes Verhalten beobachtet, wird die ausübende Person vom Festival ausgeschlossen (sofern dies der Wunsch der betroffenen Person ist). Das Gelände darf während der Veranstaltungszeit nicht wieder betreten werden, auch nicht zum Holen persönlicher Gegenstände. Dies geschieht dann durch Bekannte oder Mitglieder des Festival-Teams.

7. Awareness-Team

Das Awareness-Team stellt sich zum einen aus vier Personen zusammen, die eine aktive Schicht übernehmen. Diese sind auf dem Gelände und an der Awareness-Zentrale zu finden und an einem pinken Shirt mit weißem ‘A’ erkennbar. Unsere Betroffenen – Perspektive ist ein Bestandteil unserer Awareness-Arbeit, weswegen wir versuchen so möglichst viele dieser Perspektiven abzubilden. Wir wünschen uns, andere Betroffene zu stärken und einen Veranstaltungsraum zu schaffen, in dem sich alle Menschen wohl fühlen.

8. Die Veranstalter*innen

Wir möchten mit dem coraci Festival jährlich eine Veranstaltung ausrichten, die mit einem jeweils neu gewählten Schwerpunkt Raum für Perspektiven bietet, welche mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für von Diskiminierung, insbesondere von Rassismus, betroffenen Menschen schaffen soll.

9. Sichtbarkeit

Uns ist ein starke Sichtbarkeit der Awareness-Strukturen auf dem ganzen Gelände

während des Festivals und Transparenz im Vorhinein wichtig. Dies bezieht sich sowohl auf das Awareness-Team, als auch auf das Awareness-Konzept.

Das Awareness-Team und die aktuell schichtenden Personen sind an pinken T-Shirts mit weißem ‘A’ drauf zu erkennen.

Die Awareness-Zentrale auf dem Festival ist zur Koordination der Awareness-Schichten und deren Briefings zuständig. Außerdem kannst Du dich an die Zentrale und die Menschen dort wenden, wenn Du etwas Rückzug brauchst. Die Zentrale ist nicht nur für Betroffene, sondern auch Interessierte, an der auch Informationsmaterial und das vollständige Konzept zu finden ist. Am Festivalsamstag wird es keine Zentrale geben, aber wir werden bei jeder Veranstaltung vor Ort und ansprechbar sein.

Der Code of Conduct des Awareness-Konzeptes ist auf Plakaten nachzulesen, und wird durch zusätzliche Ansagen auf den Bühnen in Erinnerung gerufen. Zusätzlich wird es vor Beiträgen, wie zum Beispiel am Poesi Abend bei bestehender Notwendigkeit Triggerwarnungen geben.

10. Allyship

Der Begriff “Allyship” kommt von dem Wort “ally”, welches auf deutsch mit “Verbündete*r” gleichgesetzt werden kann. Dabei bezieht sich der Begriff auf das aktive Handeln, sprich “allying” = “sich verbünden”, der verbündeten, aber nicht betroffenen Person. Personen verbünden sich also mit einer diskriminierten Gruppe, obwohl sie selbst nicht von dieser Diskriminierung betroffen sind. Allyship im Kontext von Rassismus bezieht sich auf den Kampf an der Seite von Schwarzen Menschen, Indigenen und People of Color. Dabei geht es primär um das Angehen des rassistisches Systems mit seinen internalisierten Strukturen. Dazu gehört auch, sich bewusst zu sein, innerhalb dieses Systems Teil der privilegierten Gruppe zu sein ist. Denn Menschen, die nicht zu den genannten Personengruppen gehören, profitieren strukturell, institutionell und auch persönlich von Rassismus. Als ally/Verbündete*r werden die eigenen Privilegien genutzt um Räume für diskriminierte Menschen zu schaffen, sich für Themen einzusetzen, Rassismus aufzudecken und zu benennen. Die Beschreibung des allys/Verbündete*r ist dabei keine Selbstbezeichnung, sondern liegt in der Definitionsmacht der von Diskriminierung betroffener Menschen.

Quellen

Unsere Konzeptausarbeitung hat sich an der von rundum.club orientiert und ist stark daran angelehnt, teilweise übernommen. Das vollständige rundum.club Konzept ist via rundum.club/awareness zu finden.

KZ Gedenkstätte Neuengamme in Zusammenarbeit mit den Universitäten Hamburg und Augsburg (2019): Verflechtungen. Koloniales und rassistisches Denken und Handeln im Nationalsozialismus.
URL: https://www.verflechtungen-kolonialismus-nationalsozialismus.de/start.html

Amadeo Antonio Stiftung (ohne Datum): Anti-schwarzer Rassismus – was ist das? URL: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/was-ist-rassismus/

Coffey, Judith; Laumann, Vivien (2021): Gojnormativität.

LATKES*BERLIN (2018): Jüdische Menschen gendern. URL: https://latkesberlin.wordpress.com/

Awarness-Akademie (ohne Datum): Glossar. URL: https://awareness-akademie.de/glossar/

Hafez, Farid (2021): Antimuslimischer Rassismus. Eine Arbeitsdefinition. Mercator Stiftung. URL:https://www.stiftung-mercator.de/content/uploads/2021/07/Antimuslimischer-Ra ssismus-Eine-Arbeitsdefinition.pdf

Wolf, Christina (2021): Ich bin kein Virus! Anti-asiatischer Rassismus in Deutschland. BR.
URL: https://www.br.de/extra/respekt/rassismus-antiasiatischer-vorurteile100.html

Tomkötter, Neele (2021): Our weekly heroine Hami Nguyen: “In gewisser Weise wurde ich durch meine Herkunft in die Rolle der Aktivistin gedrängt”. wmm. URL: https://www.wmn.de/insights/hami-nguyen-our-weekly-heroine-id307811

Ogette, Tupoka (2022): Und jetzt du. Penguin.