Auch in diesem Jahr soll das Festival “contre le racisme” (deutsch: gegen Rassismus), kurz Coraci, wieder stattfinden. Wir möchten als Organisator*innen offen kommunizieren, dass unser Team mehrheitlich aus weißen Personen besteht. In einer strukturell von Diskriminierung durchzogenen weißen Dominanzgesellschaft, verstehen wir es als mehrheitlich nicht von Rassismus betroffene Menschen, als unsere gesellschaftliche Aufgabe, uns im Bereich Antirassismus weiterzubilden. Außerdem wollen wir unsere Privilegien dafür nutzen, vor allem BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) mehr öffentlichen Raum zu geben.
Im Festival-Kontext heißt das für uns vor Allem: Schwarzen Menschen und Menschen of Color eine Bühne bieten! Es soll ein solidarischer Raum des Austausches geschaffen werden, in dem die Perspektiven marginalisierter Künstler*innen und Initiativen möglichst vielen Menschen zugänglich sein sollen. Bei unserem Festival konzentrieren wir uns daher auf Menschen, die von Rassismus, gleichzeitig aber auch von anderen Diskriminierungsformen betroffen sein können. Ausschlüsse von oder Abwertung innerhalb der Gesellschaft aufgrund von Herkunft, Klasse, Be_Hinderungen, Geschlecht/-sidentität, sexueller Orientierung oder weiterer Merkmalen, die von einer vermeintlichen Norm abweichen sind oftmals kompliziert, überlagern bzw. überschneiden sich und sind schwer greifbar. Deshalb ist es umso wichtiger, sie in ihren Zusammenhängen zu verstehen. Der Intersektionalitäts-Ansatz versucht diese Vielschichtigkeit sichtbar zu machen, weswegen wir ihn auch in unserer Veranstaltungsorganisation als wichtig erachten. Dazu gehört selbstverständlich auch die kritische Reflexion der eigenen Positionierung(en) im Team.
In unserem Arbeitsprozess möchten wir uns dieses Jahr besonders darum bemühen, die Bedürfnisse nicht-weißer Communities in und um Lüneburg einfließen zu lassen. Wir halten Zuhören für eine wichtige antirassistische Praxis. Dabei ist es unser Selbstanspruch, ständig aktiv dazu zu lernen und offen dafür zu sein, zu verlernen. An den Festivaltagen selbst hoffen wir, den Rahmen für einen Austauschraum zu schaffen, in dem sich alle möglichst sicher fühlen neues Wissen aufzunehmen, zu teilen und bereits Gelerntes zu überdenken.
Gemeinsam möchten wir an der Leuphana Universität ein politisches Aufeinandertreffen von Meinungen und Menschen ermöglichen, dessen Fokus nicht auf der akademischen Welt liegt. Deshalb bemühen wir uns insbesondere, Formen des Wissens hervorzuheben, die abseits formeller Bildungskontexte existieren und oftmals aus eurozentrischer weißer Perspektive als weniger wertvoll betrachtet werden. Wissensvermittlung findet nicht nur in Form von wissenschaftlichen Texten und Diskussionen statt, sondern auch in Form von Musik, Kunst und anderen Lernformaten. Somit ist es unser Ziel, mit einem vielfältigen Programmangebot möglichst verschiedenen Menschen den Zugang zu wichtigen Themen wie Antirassismus zu ermöglichen, unabhängig von Herkunft, Klasse, Be_Hinderungen, Geschlecht/-sidentität, Religion oder weiteren Merkmalen, die von einer vermeintlichen Norm abweichen.
Als selbstorganisiertes Festival beteiligen sich alle Team-Mitglieder auf ehrenamtlicher Basis am Coraci und haben unterschiedlich viele Erfahrungen in Sachen Festival-Organisation und Antirassismus. Neben Lohnarbeit, Studium und/ oder anderer Tätigkeiten und Arbeiten können auch wir lediglich mit so viel Kapazitäten an der Entstehung des Coraci mitwirken, wie es unsere Lebensumstände erlauben.